Schematherapie

Das Konzept

Die von J. E. Young und Kollegen entwickelte Schematherapie zählt zu der „dritten Welle” der Verhaltenstherapie und erweitert diese um andere Therapiekonzepte und -methoden.

Die Schematherapie geht davon aus, dass jeder Mensch in seiner frühen Lebensgeschichte bestimmte Schemata erwirbt: einen Zusammenschluss aus bestimmten Gedanken (Grundannahmen und Erinnerungen), Gefühlen und Körperempfindungen. In ihrer Entstehungszeit waren sie meist sinnvoll und hilfreich und wir haben bestimmte Handlungsmuster entwickelt, um mit diesen Schemata umzugehen. Da in einer Situation jedoch viele Schemata und dazugehörige Handlungsmuster aktiviert werden können, wird in der Schematherapie häufig mit sogenannten „Schema-Modi“ gearbeitet. Ein Schema-Modus ist ein aktueller Zustand, der zu einem bestimmten Zeitpunkt das Erleben und Verhalten (d.h. Denken, Fühlen, Körperempfindungen und Handeln) eines Menschen bestimmt. Während man sich in einigen Zuständen hilflos, verletzlich, überfordert oder „einfach schlecht“ fühlt, bewältigt man in anderen Zuständen (z.B. indem man nichts und niemanden an sich heran lässt) schmerzhafte oder schwierige Situationen. Häufig passen jedoch alte Bewältigungsmodi oder –zustände nicht mehr zur der aktuellen Situation, in der sie aktiviert werden, so dass das Verhalten nicht dazu führt, das Ziel zu erreichen oder langfristige Bedürfnisse zu erfüllen. Meist sind uns diese problematischen Muster nicht vollständig bewusst. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, in welchen Situationen sie aktiviert werden und neue Erlebens- und Verhaltensweisen zu lernen, die unsere Bedürfnisse langfristig besser erfüllen.

Die Schematherapie wurde zur Behandlung von chronischen psychischen Störungen entwickelt bzw. für Patienten, die auf ein rein verhaltenstherapeutisches Vorgehen nicht ausreichend gut ansprechen. Sie findet erfolgreich Anwendung in der Behandlung chronischer psychischer Störungen z.B. Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen.

Die Therapie

Zentrales Merkmal der Schematherapie ist das gezielte Arbeiten mit in der Therapie erlebten und erzeugten Gefühle sowie der damit verbundenen körperlichen Aktivierung. Durch das schematherapeutische Vorgehen lassen sich Erlebnisse aus der jeweiligen Lebensgeschichte herausarbeiten, die als grundlegend für die aktuell erlebten Schwierigkeiten und belastenden Gefühle verstanden werden. Im Rahmen eines Störungs- oder Modusmodells werden diese Schwierigkeiten und Gefühle geordnet, mit zugrundeliegenden Bedürfnissen in Zusammenhang gebracht und Möglichkeiten erarbeitet, diese Bedürfnisse im aktuellen Leben angemessener zu erfüllen. Zu den Behandlungstechniken gehören u.a. Imaginationsübungen und Stuhltechniken.
Auch schematherapeutische Behandlungselemente werden üblicherweise von den Krankenkassen bezahlt. Eine ausschließlich schematherapeutische Behandlung ist zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nur für Selbstzahler möglich, da das Verfahren bis jetzt kein anerkanntes Richtlinienverfahren ist.

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